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Ein Leben für die Musik

Lisa Della Casa wurde als herausragende Interpretin von Gesangsrollen in Opern von Mozart und Strauss weltweit gefeiert. Mirjam Hässig steht als Komponistin und Sängerin am Anfang einer spannenden Reise in die Welt der Musik. Was die beiden Künstlerinnen verbindet, ist ihre Kindheit in Burgdorf.

Lisa Della Casa wurde 1919 in Burgdorf, am Tor zum Emmental geboren. Als Kind wollte sie eigentlich Säuglingsschwester werden. Doch ihr Vater, der Burgdorfer Augenarzt und Theatermacher Francesco Roberto Della Casa, sah ganz andere Talente in seiner Tochter und weckte ihre Freude an Kunst und Musik. Nach einem Opernbesuch mit ihrem Vater beschloss die erst neunjährige Lisa Della Casa, Opernsängerin zu werden. Kinder ändern ihre Zukunftsvorstellungen – inspiriert von ihren wechselnden und vielfältigen Erlebnissen und Eindrücken – in der Regel öfter. Nicht so Lisa Della Casa. Mit vierzehn Jahren wurde sie von der bekannten und strengen Gesangslehrerin Margarete Haeser unter die Fittiche genommen. Deren Bedingung: Lisa Della Casa müsse sich vollkommen auf den zukünftigen Beruf als Sängerin fokussieren, denn sie habe nicht die Absicht, die junge Frau in Gesang für den Hausgebrauch zu schulen.

An den Salzburger Festspielen 1958 waren Lisa Della Casa und Dietrich Fischer-Dieskau die gefeierten Stars in der neuen «Arabella» von Regisseur Rudolf Hartmann und Dirigent Joseph Keilberth.

Lisa Della Casa wurde 1919 in Burgdorf, am Tor zum Emmental geboren. Als Kind wollte sie eigentlich Säuglingsschwester werden. Doch ihr Vater, der Burgdorfer Augenarzt und Theatermacher Francesco Roberto Della Casa, sah ganz andere Talente in seiner Tochter und weckte ihre Freude an Kunst und Musik. Nach einem Opernbesuch mit ihrem Vater beschloss die erst neunjährige Lisa Della Casa, Opernsängerin zu werden. Kinder ändern ihre Zukunftsvorstellungen – inspiriert von ihren wechselnden und vielfältigen Erlebnissen und Eindrücken – in der Regel öfter. Nicht so Lisa Della Casa. Mit vierzehn Jahren wurde sie von der bekannten und strengen Gesangslehrerin Margarete Haeser unter die Fittiche genommen. Deren Bedingung: Lisa Della Casa müsse sich vollkommen auf den zukünftigen Beruf als Sängerin fokussieren, denn sie habe nicht die Absicht, die junge Frau in Gesang für den Hausgebrauch zu schulen.

 

Ganz oder gar nicht

Lisa Della Casa setzte – mit Ausnahme eines kurzen Abstechers als «Vreneli» in Leopold Lindtbergs Film «Füsilier Wipf» – voll auf die Karte Gesang. «Ganz oder gar nicht» war denn auch zeitlebens ihr Motto.

Als Arabella in Richard Strauss’ gleichnamiger Oper war sie nach allgemeinem Konsens der Fachwelt die bis heute nie mehr erreichte Idealbesetzung. Darüber hinaus verkörperte sie sämtliche bedeutenden Sopranrollen der Mozart-Opern: die Gräfin in «Le nozze di Figaro», Donna Elvira und Donna Anna in «Don Giovanni», Fiordiligi in «Così fan tutte», Ilia in «Idomeneo» und Pamina in «Die Zauberflöte». Ihre grossartige Stimme führte sie auf alle bedeutenden Bühnen der Welt. So beglückte sie das Publikum unter anderem in Zürich, Wien, Paris, Mailand, London, New York, München, Salzburg und Bayreuth. Ihre von einem warmen Timbre geprägte Sopranstimme, die Makellosigkeit ihrer Gesangslinie sowie ihre Schönheit, ihre Eleganz und Intensität machten sie zur grossen Operndiva.

 

Familie vor Berühmtheit

Die Kraft, um das anspruchsvolle Leben als weltberühmte Künstlerin mit hohem Arbeitspensum zu bewältigen, schöpfte Lisa Della Casa aus ihrem Familienleben mit ihrem zweiten Mann und der gemeinsamen Tochter. 1949 hatte sie den serbischen Kunsthistoriker, Musikwissenschaftler und Publizisten Dragan Debeljevic geheiratet und mit ihm Schloss Gottlieben am Bodensee erworben. 1951 war Tochter Vesna-Rajka geboren worden.

Berühmtheit bedeutete Lisa Della Casa nichts, vor aufdringlichen Fans ergriff sie die Flucht. Es waren vielmehr die hohen Ansprüche an sich selbst, die ihre berufliche Leidenschaft befeuerten. Doch der hohe Einsatz forderte seinen Tribut. Nach einer schweren Erkrankung ihrer Tochter Vesna im Jahr 1970 verlor Lisa Della Casa die Freude am Beruf. 1974 beendete sie ihre Karriere abrupt und zog sich aus der glamourösen Opernwelt zurück. Auf Schloss Gottlieben lebte sie bis zu ihrem Tod im Dezember 2012 in völliger Abgeschiedenheit und fern von der Öffentlichkeit. Sie soll nie mehr gesungen haben, auch nicht im privaten Rahmen.

In Burgdorf wurde 2013 zum Andenken an die grossartige Sängerin und «Botschafterin» ihrer Heimatstadt an der Schmiedengasse 27 eine Gedenktafel angebracht.

Mirjam Hässig bringt ihre persönlichen Momente auf die Bühne und berührt damit das Publikum.

Singend die Welt entdeckt

Ebenfalls in Burgdorf erblickte Mirjam Hässig das Licht der Welt, und zwar 1995. Dank der elterlichen Liebe zur Musik und den damit einhergehenden Hörgewohnheiten wurde diese Welt bald mit Klang erfüllt. Mirjam Hässig nahm die Musik in sich auf und begann, all ihre Tätigkeiten – beispielsweise beim Spielen mit Schnecken im Garten – mit Liedchen zu begleiten. Und sie liebte das Singen und Performen zu «ABBA»-Liedern vor dem Spiegel. Im Kindergarten-alter konnte sie ihre Stimme dank eines bunten Kassettenrekorders mit Mikrofon und Aufnahmefunktion zum ersten Mal aufzeichnen und sich selbst singen hören. Als sie in die Schule kam, eröffnete sich ihr die Möglichkeit, dem altersdurchmischten Kinderchor beizutreten. Mirjam Hässig machte begeistert mit und war beeindruckt von den älteren Schülerinnen und Schülern, die ihre Stimmführung so gut unter Kontrolle hatten. Das wollte sie auch – aber nicht erst in ein paar Jahren.

 

Die eigenen Gefühle in Musik verpacken

Um Mirjam Hässigs Freude und Leidenschaft für den Gesang zu vertiefen, erarbeitete eine Gesangslehrerin mit ihr ein Repertoire an Pop- und Jazz-Standards. Theorie und Atemtechnik standen dabei noch nicht im Vordergrund. Die Entwicklung der Stimmtechnik und Stimmpflege übernahm später eine klassische Gesangslehrerin. Doch es war nicht die klassische Musik mit ihrem engen Korsett, welche Mirjam Hässig faszinierte. Sie wollte nicht nur eine gute Interpretin sein, sondern ihre eigenen Ideen und Gefühle in musikalische Kreationen umwandeln. Und dazu brauchte sie ein Instrument. Also nahm sie Klavierunterricht – in erster Linie, um ihre Stimme zu begleiten. Dabei lernte sie viel über den Jazz und das Improvisieren. Und Mirjam Hässig wurde richtig gut darin.

 

Die Türen zur Musikwelt öffnen sich

2012 nahm die junge Musikerin am Junior Jazz Workshop im Rahmen der Langnau Jazz Nights teil. Ihr Auftritt überzeugte die Jury und sie wurde mit einem Stipendium für ein halbjähriges Studium an der Swiss Jazz School in Bern belohnt. Damit öffneten sich – im selben Jahr, in dem Lisa Della Casa in Gottlieben verstarb – die Türen zu Mirjam Hässigs Traum einer Zukunft als Sängerin und Musikerin.

Von 2015 bis 2018 besuchte die in Oberburg wohnhafte Künstlerin die Hochschule der Künste in Bern und schloss diese mit dem Bachelor of Arts Jazz Voice ab. Gleich an-schliessend absolvierte sie mit Erfolg auch den Lehrgang zum Master of Arts Jazz Voice Performance. Leider erschwerte die Coronapandemie die danach geplante Bühnenpräsenz in der Schweizer Clubszene, sodass Mirjam Hässig von 2020 bis 2022 an der Hochschule der Künste blieb und auch noch den Master of Arts Jazz Voice Peda-gogy abschloss. Dieser Abschluss ermöglicht ihr, als Gesangslehrerin zu unterrichten – eine Tätigkeit, die sie mit Leidenschaft ausübt. Das Engagement an der Musikschule Zollikofen sowie als freischaffende Musikpädagogin für Erwachsene garantiert ihr ein Auskommen, das – trotz ihrer inzwischen namhaften Anerkennungspreise und Nominationen – mit Auftritten allein noch nicht konstant gesichert werden kann.

Text: Roger Strub

Bilder: Marco Meneghini

Weitere Informationen, Konzertdaten, Videos und Hörproben von Mirjam Hässig gibt es unter:

www.mirj.ch

Oder lassen Sie sich an einem Konzert verzaubern, zum Beispiel beim Auftritt des Duos Django Bates und Mirjam Hässig im BeJazz Bern vom 23. Mai 2025.

Zu lesen in der Ausgabe #66