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Fred Baumanns Spiel mit Licht und Schatten

Seit 40 Jahren ist Fred Baumann als freischaffender Maler tätig. Landschaften aus dem Emmental und aus Südfrankreich dienen ihm als Inspiration und prägen die Werke des Naturfreundes. Doch der Weg zum Erfolg ist für Kunstschaffende nicht einfach.

Vor allem die Landschaften des Emmentals und des Seelands färben auf Fred Baumanns Bilder ab, doch auch die Provence in Südfrankreich dient dem Kunstmaler als Inspiration. «Die beiden Gebiete ergänzen sich gut», so der 77-Jährige. «Während das Emmental runder und geschmeidiger ist, wirkt die Provence eher stachlig und heiss.» Dafür sei das Licht in Südfrankreich besonders hell und klar.

Die Inspiration für seine Werke findet Fred Baumann auf Wanderungen, die er zusammen mit seiner Lebenspartnerin unternimmt. Die Momentaufnahmen schöner Landschaftsausschnitte speichert er im Kopf ab und malt sie später nieder. Heute kann der Künstler jedoch nicht mehr so lange warten wie früher, bis er mit dem Gemälde beginnt. «Je älter ich werde, desto schneller verschwinden die Bilder wieder aus meinem Kopf», meint er.

 

Über 100 Jahre zu spät

Seine Bilder malt Fred Baumann mit Acryl- und Ölfarben. Mit den Acrylfarben unterteilt er das Bild und tönt die verschiedenen Facetten grob an. Da Acryl wasserverdünnbar ist, eignet es sich gut als Grundlage für die Ölfarben, mit denen er anschliessend arbeitet. Gemalt wird auf einer Hartgrundunterlage. Leinwände eignen sich nicht für seine Techniken des Spachtelns, da sie zu weich sind, erklärt der kreative Schaffer.

Seine Bilder malt er im Stile des Impressionismus. «Dafür lebe ich 100 Jahre zu spät», sagt er über sich selbst. Neben dem Impressionismus sind Baumanns Gemälde vor allem vom markanten Spiel von Licht und Schatten geprägt. «So wie das Leben halt ist», sagt er. In seinem Buch «Licht und Schatten – oder hundert Jahre zu spät» schreibt er: «Ich will nicht das Elend dieser Welt darstellen, vielmehr möchte ich zeigen, dass es sich immer noch lohnt, die Augen zu öffnen und bewusst das Schöne zu sehen.»

Für die Bilder sind aber nicht nur Licht und Schatten wichtig, sondern auch die passenden Farben. Die Farbtöne, die Fred Baumann für seine Bilder benutzt, mischt er selbst. Die Farben kauft er aber: «Die sind heute so gut, da muss man sich nicht mehr die Mühe machen, sie selbst herzustellen.»

Der Impressionist Fred Baumann vor einem seiner Emmentaler Werke.

Die Sonnenstrahlen am Morgen sorgen für das beste Licht

Am liebsten malt Fred Baumann am Morgen: «Dann ist das Licht am besten.» Im Sommer stellt er seine Staffelei auch gerne draussen auf. In seinem Garten hat er Ruhe und ist von Natur umgeben. Für die Herstellung eines grossen Gemäldes hat er grob geschätzt rund drei Wochen. Wichtig sei, im richtigen Moment aufzuhören mit einem Bild. «Man kann es auch verhunzen», meint er.

Dass der Kunstschaffende naturbegeistert ist, spiegelt sich nicht nur in seiner Kunst wider, sondern auch in seiner Umgebung. Sein Zuhause, welches gleichzeitig auch sein Atelier ist, liegt in einer kleinen Mulde, umgeben von Natur. Auf dem Dach des alten Bauernhauses wächst Moos und das Land darum belässt Baumann so natürlich wie möglich. Das zieht auch viele Tiere an, was dem Tierfreund gefällt.

 

Als kleiner Junge von Malutensilien umgeben

Geboren und aufgewachsen ist Fred Baumann in Biel. Sein Vater besass zusammen mit dessen Bruder eine Möbelschreinerei und war «Sonntagsmaler», wie Baumann ihn bezeichnet. Im oberen Stock des Elternhauses war ein Kunstmaler eingemietet, den Klein Fred zusammen mit seinem Vater jeweils am Sonntag besuchte. So kam Fred Baumann schon in jungen Jahren mit der Malerei in Kontakt.

In der Sekundarschule sei er nicht ein besonders guter Schüler gewesen, abgesehen vom Malen. «Da bleibt bei der Berufswahl nicht viel anderes übrig.» Und so entschied er sich dazu, die Lehre als Grafiker und Zeichner zu absolvieren. In seiner Ausbildung eignete er sich wichtige Grund-lagen für seine spätere Karriere als Maler und Künstler an. Nach der Lehre arbeitete Fred Baumann als Werbegrafiker, bis die Ausbildung zum Sozialpädagogen folgte. Jede freie Minute verbrachte er mit Malen. 1980 fand seine erste grosse, sehnlichst erhoffte Ausstellung statt.

Mit Acryl- und Ölfarben kreiert der Kunstmaler seine Werke.

Der lange Weg zum Erfolg

Um als Kunstschaffender tätig zu sein brauche es viel Drang und Wille. Bis man sich einen Namen gemacht habe, dauere es Jahre. Und diese Jahre seien happig. «Die meisten Künstler sind deshalb nicht sehr lange als Künstler tätig», so Baumann.

Er selbst hat es aber geschafft, sich einen Namen zu machen, und er arbeitet nun seit über 40 Jahren als freischaffender Maler. Wann diese Zeit fertig sein wird, lässt er auf sich zukommen. Aktuell spiele die Gesundheit noch mit und Freude daran habe er sowieso. An seiner Arbeit schätzt er, dass er so viele Menschen kennenlernen darf. «Manchmal sitze ich mit wildfremden Menschen an meinem Esstisch. Diesen Austausch mag ich.» Und auch die Anerkennung und Wertschätzung gibt ihm besonders viel. «Menschen kaufen ein Bild von mir und bedanken sich dann dafür. In welchem Job hat man das sonst?», fragt er.

Seit 2021 ist Fred Baumann auch als Galerist tätig. Die Galerie Dürrenroth ist ein Begegnungsort der Gemeinde. Neben den Arbeiten anderer Künstlerinnen und Künstler erhalten dort auch Baumanns Werke ihre Würdigung. Geöffnet ist sie aktuell jeweils am Samstag von 13.00 bis 17.00 Uhr.

Text: Aira Flückiger

Bilder: Dyle Berger

Zu lesen in der Ausgabe #63