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Gemeindeporträt Wynigen

In Wynigen verbergen sich viele interessante Geschichten und spannende Orte. Eine Entdeckungstour durch eine attraktive und moderne Wohngemeinde, die ihren ländlichen Charme bewahren konnte.
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Wynigen ist ein typisches landwirtschaftlich geprägtes Dorf in einem für Schweizer Verhältnisse wenig besiedelten Gebiet am Rand der Wynigenberge, mit viel Wald, markanten Hügeln, Weilern und prächtigen Gehöften. In der Schweiz gilt eine durchschnittliche Bevölkerungsdichte von 217 Einwohner pro Quadratkilometer. Wynigen ist zwar eine flächenmässig sehr grosse Gemeinde, beheimatet aber auf den total 2800 Hektaren nur 2100 Einwohner, was einer Bevölkerungsdichte von rund 75 Personen entspricht oder etwa 35 % gegenüber dem Durchschnitt. Grund dafür ist, dass unbewohnbares Gebiet wie landwirtschaftlich genutzte und von Wald bewachsene Flächen schon rund 2500 Hektaren ausmachen. Das Gemeindegebiet erstreckt sich über verschiedene Weiler. Dazu gehören zum Beispiel Rüedisbach, Ferrenberg, Mistelberg usw. Die ehemals selbständigen Gemeinden Brechershäusern und Bickigen-Schwanden haben Ende des 19. respektive Anfang des 20. Jahrhunderts mit Wynigen fusioniert.

 

Spaziert man durch den Ort, begegnen einem immer wieder prächtige Häuser, die liebevoll geschmückt und gepflegt sowie laufend unterhalten und aufwändig renoviert werden. Die alten Bauten zeugen von den wohlhabenden Bürgern, die hier einst lebten und gerne zeigten, wer sie waren. Das weitläufige Dorf vermittelt den Eindruck, als sei die gute, alte Zeit etwas stehengeblieben. Noch mehr verstärkt sich dieses Empfinden, wenn man in die südlich gelegenen Hügel fährt. Mit dem Fahrrad eher anstrengend, zu Fuss eher weitläufig, aber mit dem Auto (oder mit einem akkubetriebenen Velo) gut erreichbar. Fährt man auf den enggewundenen, schmalen Strassen, muss man immer wieder stillstehen und staunend innehalten, um die atemberaubende Landschaft zu geniessen. Insbesondere an kühlen Herbst- oder Wintermorgen, wenn die weichen Nebel aus den Tälern steigen, will man bleiben und den Moment anhalten.

 

Auch wenn Wynigen den ländlichen Charme bewahren konnte, ist es eine attraktive und moderne Wohngemeinde. Denn nebst all der landschaftlichen und architektonischen Schönheit verfügt Wynigen auch über einen direkten Bahnanschluss nach Bern, ein gut aufgestelltes Gewerbe und vor allem eine traditionelle und doch fortschrittliche Landwirtschaft. Die Einwohner pflegen ein aktives und lebendiges Vereinsleben.

 

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Kurzer geschichtlicher Abriss
Die Geschichte Wynigens ähnelt jener von vielen in diesem Gebiet angesiedelten Orten. Sie ist jedoch besonders gut erforscht und dokumentiert. Die Arbeitsgruppe «Ortsgeschichte Wynigen» trifft sich regelmässig, um die Historie ihres Lebensraumes noch besser zu verstehen (siehe «Quellen» am Ende des Textes). Hier ein paar wichtige Eckdaten: 1185 wird «Alberti de Winingen» erstmals urkundlich in einem Dokument von Papst Lucius III erwähnt. 1261 findet sich eine erste Nennung mit Wynigen als Ortsnamen. Die Ortschaft gehört im Laufe der Zeit zu verschiedenen Herrschaften und Grafschaften, nämlich den Herren von Grimmenstein, der Stadt Bern und der Grafschaft Wangen, bis die Berner Regierung 1502 anordnet, die Gemeinde dem Amt Burgdorf zuzuteilen. Über 500 Jahre bleibt sie in diesem Amtsbezirk, bis 2010 durch die Verwaltungsreform ein Wechsel in den Verwaltungskreis Emmental stattfindet. Zur Geschichte von Wynigen gehören auch Naturkatastrophen. 1715 verwüstete ein Grossbrand Wohn- und Ofenhäuser, zwei Menschen fanden dabei den Tod. 1788 flutete und verwüstete ein Hochwasser Teile der Gemeinde und forderte ebenfalls Opfer. Auch die Unwetter mit Erdrutschen und Überschwemmungen von 2007 sind immer noch über die Dorfgrenzen hinaus in Erinnerung. Diese letzten Unwetter haben dazu geführt, dass in der Büelmatte, beim Zusammenfluss von Gitzerbach und Chappelebach, ein zehn Meter hoher und 120 Meter langer Erddamm gebaut wurde. Er soll dafür sorgen, dass der Dorfkern von Wynigen nicht mehr überschwemmt wird und die Hochwassergefahr im «Oenztäli» gebannt ist.

 

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Wyniger Persönlichkeiten
In der Lebenslust Emmental haben wir bereits über Wynigen und seine Bewohner berichtet. Zum Beispiel in der Herbstausgabe 2013 mit einem Porträt des weltweit bekannten Chesley Sullenberger, dem Piloten, der dank seines beherzten Entscheids, auf dem Hudson River mitten in New York notzulanden, viele Menschenleben gerettet hat. Seine Vorfahren waren 1737 aus Wynigen in die USA ausgewandert. Im Herbst 2014 berichteten wir über die Spezialitätenrösterei «Der Kaffee» in Rüedisbach, wo mit grosser Leidenschaft Bohnen zu feinstem Kaffee verarbeitet werden. Und im Juli 2015 stellten wir den schönen Garten der Familie Schweizer auf dem Mistelberg vor mit dem Titel «Versailles in den Wynigenbergen».

Noch nicht berichtet haben wir bisher über die vielleicht bekanntesten Wyniger, nämlich Ueli und Vreneli von der Glungge. Dieser Hof, auf dem in den 1950er Jahren die Gotthelf-Verfilmungen «Ueli, der Knecht» und «Ueli, der Pächter» gedreht wurden, befindet sich im Weiler Brechershäusern, bei Rüedisbach. Das Bauernhaus aus dem Jahre 1681 ist eines der ältesten im Kanton Bern. Bis vor ein paar Jahren war die Glungge ein beliebtes und vielbesuchtes Touristenziel, in letzter Zeit ist es wieder etwas ruhiger geworden.

 

 

Wynigen Bild Glungge
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Sehenswürdigkeiten / Wissenswertes
Wynigen ist ein Biker- und Wanderparadies und hat viele geschichtsträchtige und kulturell interessante Sehenswürdigkeiten zu bieten.

 

Reformierte Kirche mit Pfarrhaus und Ofenhaus, Wynigen

Mitten im Dorf steht die spätgotische Kirche aus dem frühen 16. Jahrhundert, mit dem aus dem Jahre 1620 stammenden Renaissance-Turmabschluss, daneben Pfarrhaus und Ofenhaus. In dieser Kirche feierten Jeremias Gotthelf und Henriette Zeender 1833 ihre Hochzeit.

 

Haus zum Wilden Mann, Wynigen
Ein «Baudenkmal im Emmental, prachtvoll wie zu Gotthelfs Zeiten», so wird der ehemalige Gasthof mit Baujahr 1760 beschrieben. Der Name «Zum wilden Mann» zeugt von der
Bernburgerfamilie Wild, deren männliche Mitglieder über 200 Jahre in ….

Text: Anna Hofer
Bilder: Dyle Berger

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Dieser Beitrag ist in der Lebenslust Emmental #54
(Dezember 2021) erschienen

Lebenslust Emmental Titelbild Dezember 2021