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Emmentaler Bienenwachs aus Trubschachen

Bienenwachs ist nicht nur für die Bienen ein wertvoller Rohstoff. Es war das erste vom Menschen verwendete Wachs und spielte als Lichtquelle und Inhaltsstoff von Heilmitteln eine wichtige Rolle. Heute wird es vor allem von der Pharma- und Kosmetikindustrie im grossen Stil verarbeitet. Im etwas kleineren, aber weitaus feineren Rahmen wird das edle Naturprodukt auch in Trubschachen gewonnen.

Lange Zeit blieb es für die Imker ein Rätsel, wie Bienen ihre Waben bauen und woher das Wachs dafür stammt. Bis in die Renaissance hielt man die Pollenhöschen an den Hinterbeinen der Biene für den Baustoff der Waben. Doch schon Mitte des 18. Jahrhunderts entdeckte man, wie Wachsplättchen an der Bauchseite der Biene hervortraten und dass es sich dabei um ein Drüsenprodukt handelt. An den mittleren Bauchschuppen liegen paarig angeordnet acht Wachsdrüsen, an denen sich das frisch ausgeschwitzte Wachs sammelt und zu Plättchen erstarrt. Dieses Wachs ist also der Baustoff, aus dem die fleissigen Insekten ihre Behausung, die Wabe, bauen. Sie ist ein erstaunliches Bauwerk: Die Wabe bietet den Tieren Lagermöglichkeit für die Vorräte, Raum für die Aufzucht der Brut und ist nicht zuletzt Rückzugs- und Aufenthaltsort.

Das reine und sterilisierte Wachs wird in die Formen gegossen. Danach wird es gewalzt und mit dem Wabenmuster geprägt.

Die Mittelwand

Beim Wabenbau orientieren sich Bienen gerne an dem, was andere Artgenossen schon vorgegeben haben und erweitern das Wabenwerk entsprechend. Dies klappt ebenso gut, wenn der Imker den Bauplan vorgibt. Diese Tatsache machen sich die Imker daher zu Nutze und lassen ihre Völker auf künstlich vorgefertigten Grundflächen aus Bienenwachs, der sogenannten Mittelwand, ihre Waben bauen. Die Mittelwand ist eine dünne, mit einem Wabenmuster geprägte Wachsplatte, die in einem Holzrahmen befestigt ist. Diese Erkenntnis und das daraus abgeleitete Konzept der Mittelwand revolutionierte ab 1857 die praktische Imkerei.

Fritz Hebeisen, Lehrer und passionierter Imker, gewinnt in seiner Werkstatt den Bienenwachs aus alten Waben und produziert die begehrten Wachsplatten für die Mittelwände von höchster Qualität. Mittlerweile das magische Alter von sechzig Jahren überschritten, hat sich der rührige Handwerkslehrer vor einigen Jahren entschieden, sein Pensum zu reduzieren und noch einmal etwas Neues zu starten. Die Nachfrage nach seiner Dienstleistung ist gross, denn viele Imker schwören auf den eigenen Wachskreislauf. Das heisst, man will für die Mittelwand seinen eigenen Wachs verwenden. Da die Bienen darauf ihre Brut heranziehen und ihre Vorräte einlagern, ist es von zentraler Bedeutung, dass das Wachs, das die Imker ihren Völkern als Fundament geben, von hoher Qualität und frei von Pestiziden und Bakterien ist.

Wenn Fritz nicht in seiner Werkstatt ist, findet man ihn sicherlich in einem seiner zwei Bienenhäuser. «Das ist der einzige Ort, an dem mich meine Frau in Ruhe lässt, da sie nicht so gerne gestochen wird», witzelt er mit einem verschmitzten Lächeln. Fritz ist ein gutmütiger Mensch mit einer gehörigen Portion Humor.

Jeder Kunde hat seine eigene Schablone.

Der Prozess

Eine gute Wabenhygiene ist beim Imkern ein wichtiger Bestandteil der Völkerführung. Nach zwei bis drei Jahren sind die Waben durch Kot, Häutungs- und Kokonreste in den Zellen dunkelbraun verfärbt. Diese sollten regelmässig im Spätsommer entfernt werden. Die Imker legen die sogenannten «Lebkuchen» in den Sonnenschmelzer und gewinnen so den Wachs mit Hilfe der Sonnenwärme aus den Waben. Dieses noch schmutzige, mit Kokon- und Pollenresten durchzogene Wachs liefern die Imker bei Fritz Hebeisen als Rohstoff an.

Im doppelwandigen Wachsklärbehälter aus Chromstahl wird das Blockwachs ohne chemische Zusätze erhitzt und bei 80°C ruhen gelassen, damit sich der Schmutz absetzen kann. Im Autoklav wird das Wachs danach unter Druck während mindestens dreissig Minuten bei 121°C sterilisiert und anschliessend in Platten gegossen. Die Platten werden zu Wabenbändern gewalzt und mit einer sechseckigen Wabenprägung versehen. Die Standardgrösse der einzelnen Zellen beträgt 5,4. Zum Schluss schneidet Fritz Hebeisen die Mittelwände mit Hilfe einer Schablone auf die vom Kunden gewünschte Grösse zu.

Text: Torfinn Rothenbühler

Bilder: Marco Meneghini

Zu lesen in der Ausgabe #54